Am 3. Oktober wurde der 19. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung gefeiert. Wenn auch bereits große Fotschritte gemacht worden sind, ist der Prozess doch noch nicht vollendet.
Jedes Land hat spezielle Tage zum Gedenken an Ereignisse, die seine Geschichte tiefgreifend geprägt haben. In Deutschland ist der 3. Oktober ein solcher symbolträchtiger Tag.
Aus diesem Anlass organisierte die deutsche Botschaft in Mexiko eine bewegende Veranstaltung für die hier ansässige deutsche Gemeinschaft.
Die gemeinsamen Festlichkeiten
Nachdem die Nationalhymnen von Mexiko und Deutschland gesungen worden waren, hielt der Botschafter Roland Michael Wegener eine kleine Rede, in der er die Pläne für die dieses Jahr beginnenden gemeinsamen Festlichkeiten darlegte.
“Am 9. November 2009 feiern wir den 20. Jahrestag des Mauerfalls. Am 3. Oktober 2010 wird das wiedervereinigte Deutschland 20 Jahre alt. Zwischen beiden Ereignissen feiert Mexiko den 200. Jahrestag des Beginns seiner Unabhängigkeit und 100 Jahre mexikanische Revolution.“
Dafür wird Deutschland in Mexiko ein anspruchsvolles Programm aus kulturellen Veranstaltungen, gemeinsamen wirtschaftlichen Projekten und wissenschaftlichen Ausstellungen bieten, um daran zu erinnern, dass “die Deutschen auch zur Entwicklung dieses Landes beigetragen haben.”
Festliche Stimmung
Um Eintritt zur Veranstaltung zu bekommen, mussten alle Gäste unter einer “Berliner Mauer” hindurchschlüpfen – einer künstlichen zwar, aber unglaublich gut gemacht. Das Bild war eindeutig: Es gibt keine Schranken zwischen Deutschen oder Mexikanern.
In diesem festlichen Ambiente hatte TREFF 3 Gelegenheit, sich mit Herrn H. G. Mattern, dem Ständiger Vertreter des Botschafters in Mexiko, über seine Meinung zur Wiedervereinigung zu unterhalten.
Ist Deutschland knapp zwanzig Jahre nach dem Mauerfall ein wirklich vereinigtes Land?
Wir müssen im Prinzip von verschiedenen Vereinigungen sprechen. Die staatliche Vereinigung hat ein ganz genaues Datum, nämlich den 3. Oktober 1990. An diesem Tag wurden die fünf wiederhergestellten ostdeutschen Bundesländer formell in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert.
Es gibt aber auch andere Vereinigungen, die mehr Zeit benötigen, weil es viel längere Prozesse sind. Zum Beispiel die wirtschaftliche Vereinigung […] Und vor allem die gesellschaftliche Vereinigung – die ist am schwierigsten, komplexesten und schmerzhaftesten.
Warum schmerzhaft?
Weil sie für viele Menschen bedeutet hat, neue Lebensformen anzunehmen, die sie früher nicht hatten, und dazu muss man sich mit Unbekanntem auseinandersetzen. Und weil es manchmal zu Enttäuschungen kommt.
Was halten Sie von der “Ostalgie”?
Ich halte es für normal, dass die Menschen sich nach dem sehnen, was sie früher erlebt haben, dass sie das vermissen, was ihr tägliches Leben war. Es geht nicht nur darum, Gesetze zu ändern oder Industrie zu schaffen, sondern es geht um Gefühle, Meinungen und Emotionen von Menschen, und das ist schwierig zu ändern.
Was halten Sie davon, dass Angela Merkel, die in der ehemaligen DDR geboren wurde, jetzt Kanzlerin der Bundesrepublik ist?
Nun, das ist ein Beweis mehr dafür, dass die Vereinigung auf einem guten Weg ist, dass sie fast konsolidiert ist.
Text: Jordy Meléndez Yúdico
Übersetzung: Anne Sieberer