Dies ist jedenfalls das Szenario, das Quentin Tarantino uns in seinem neuesten Film vorstellt.
Vom Gegenspieler einer Braut zum Bastard
Inglorious Basterds heißt diese diesjährige Produktion des US-amerikanischen Regisseurs, in der die historischen Bezüge kräftig durcheinander gewirbelt werden, als die Fiktion das erreicht, was in Wirklichkeit niemals geschah: Hitler zu töten.
Getreu seiner üblichen Art hat es Tarantino wieder einmal geschafft, die Kritiker zu polarisieren, zuerst in Cannes und dann im Rest der Welt – einigen ist die Geschichte zu unglaubwürdig, anderen nicht blutig genug.
In jedem Fall hat der Film die Erwartungen des Regisseurs erfüllt, und es ist interessant zu beobachten, wie dieser ein Kapitel der Geschichte verwendet, das die gesamte Menschheit entscheidend geprägt hat, dafür aber Figuren verwendet, die nie gelebt haben.
Im Gegensatz zu früheren Arbeiten versetzt uns Tarantino in diesem Film an bekannte Orte, jedoch in eine Epoche, sehr verschieden von denen, in denen seine früheren Werke spielen, in die Zeit der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht.
Die Bastarde
Brad Pitt (Aldo Raine) ist der Anführer einer als die „Bastarde“ bekannten Gruppe. An seiner Seite erscheinen Diane Krueger in der Rolle einer deutschen Spionin, Mélanie Laurent in der einer unter falschem Namen agierenden französischen Kinobesitzerin, und einen bemerkenswerten Auftritt hat Christoph Waltz als Gestapo-Offizier.
Die Struktur des Films trägt den deutlichen Stempel Tarantinos, die Filmmusik klingt verschiedentlich an die des Vorgängerwerks Kill Bill (2004) an.
Die Handlung ist mit Anspielungen und wiederverwendeten Motiven gespickt, wie die im Namen des Baseball begangenen Grausamkeiten, die Hofdokumentarfilmerin der Nationalsozialisten, Leni Riefenstahl, bis hin zu einem Namen eines der „Bastarde“, Hugo Stiglitz, in direktem Verweis auf einen mexikanischen Kinoschauspieler.
Das Stilmittel, den Ablauf der Handlung in Kapitel zu unterteilen, jedoch eine nichtlineare Erzählstruktur zu verwenden, eine Mischung zwischen Reservoir Dogs (1992) und Pulp Fiction (1994) gibt dem Film eine innovative Komponente.
Das Hakenkreuz als Kainsmal der Schurken
Die Charakterzeichnung des Werkes ist im Übrigen komödienhaft und überspannt die Wesenszüge der Charaktere bis zum Absurden, stellt beispielsweise einen lächerlichen Goebbels vor, den nicht einmal seine Übersetzerin versteht, und einen Hitler als einen absoluten Durchschnittsmenschen, der einen seiner Soldaten nach einem Kaugummi fragt.
Im Gegensatz dazu verwandeln sich die „Bastarde“, deren Handlungsweise sie in mehr als einem Moment des Films fast attraktiv macht, zu Vollstreckern einer symbolischen Rache, als deren wichtigste Paradewaffe ausgerechnet sich ausgerechnet das Hakenkreuz herausstellt.
Die dargestellten Situationen werden immer weiter verwoben, bis sie schließlich an einem Ort kulminieren, den Hitler nicht ohne gewichtigen Grund aufsuchen würde.
Am Schluss gewährt Inglorious Basterds einige Höhepunkte, die dem traditionellen Publikum Tarantinos entgegenzukommen zu scheinen – die Hauptfiguren sterben und die ausstehenden Schuldigkeiten, was blutige Szenen angeht, werden schließlich beglichen.
Text: Roberto Badillo
Übersetzung: Katrin Wolffsohn