Das Leben des Revolutionärs ist Gegenstand erregter historischer Debatten. Begleiten Sie uns zu dieser interessanten Hypothese über seine Herkunft!
Erinnern wir uns heute, am Tag, an dem die mexikanische Revolution gefeiert wird, an den umstrittenen General Villa, der die División del Norte anführte.
Diese Armee, dem österreichischen Forscher Friedrich Katz zufolge die größte aufständische Armee in der gesamten lateinamerikanischen Geschichte, spielte beim Höhepunkt der mexikanischen Revolution eine entscheidende Rolle.
Er sprach nie auch nur ein Wort deutsch und hätte Österreich möglicherweise nicht auf einer Landkarte benennen können. Dennoch deuten aktuelle historiographische Untersuchungen darauf hin, dass Villa von einem deutschstämmigen Migranten abstammt.
Neuentdeckung der Geschichte
Villa soll am 5. Juni 1878 in San Juan del Rio im mexikanischen Bundesstaat Durango zur Welt gekommen sein. Seine Eltern, Agustín Arango und Micaela Arámbula, ließen ihn unter dem Namen Doroteo Arango Arámbula eintragen.
Agustín Arango, seinerseits unehelicher Sohn von Jesús Villa, war aber nicht der leibliche Vater von Doroteo.
Agustín Arango starb wenige Monate nach Doroteos Geburt, wodurch dessen erste Lebensjahre schwierig waren. Er lebte im Elend, es fehlte ihm an Schulbildung, und von frühester Kindheit an musste er als Knecht arbeiten.
Doroteo wusste von kleinauf, dass “sein Vater”, Agustín Arango, ein Bastard gewesen war, und dewegen änderte er seinen Nachnamen Arango in seinen rechtmäßigen Nachnamen Villa. Schließlich fand er aber heraus, dass auch er aus einer außerehelichen Beziehung hervorgegangen und somit unehelich war.
Schon im Jahre 1922, nach der Revolution, als Villa friedlich in der Hacienda Canutillo in Chihuahua lebte, gab er in einem Interview folgendes zu Protokoll:
“Ich weiß nicht, warum meine Mutter sich an den Nachnamen Villa gewöhnte. Vielleicht wollte sie mir damit meinen Vater verheimlichen, denn er lebte nie mit ihr zusammen, und sie befürchtete, man könne mich ihr wegnehmen. Ich bin als Villa aufgewachsen, und als ich erfuhr, dass ich eigentlich Germán hieß, war es schon zu spät für eine Namensänderung.”
Teutonischer Ursprung?
Nach dem Historiker Rubén Osorio ist Pancho Villa ein unehelicher Sohn von Luis Fermán Gurrola, Sohn von Luis Fermán, der aus dem Herzen der germanischen Welt, aus dem Fürstentum Liechtenstein, nach Mexiko kam.
Luis Fermán wanderte Mitte des 19. Hahrunhderts nach Mexiko aus und erwarb eine Hacienda in San Juan del Río, Durango, die als Ciénaga del Boscoso bekannt wurde. Er heiratete die Mexikanerin Úrsula Gurrola und bekam mit ihr drei Kinder, unter ihnen Luis Fermán Gurrola.
Fermán Gurrola erbte den Besitz seines Vaters. Er heiratete und bekam drei eheliche Kinder.
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts hatten Fermán Gurrola und Micaela Arámbula, die in der Ciénaga de Boscoso als Dienstmädchen arbeitete, eine Liebesbeziehung, oder vielleicht handelte es sich um eine Vergewaltigung seitens des Gutsherrn. Das Ergebnis war die Schwangerschaft der jungen Micaela.
Das Leben eines Knechts in den mexikanischen Haciendas ähnelte der Sklaverei. Es war üblich, dass die Gutsherren das schändliche Recht der ersten Nacht mit den Jungfrauen vor deren Hochzeit hatten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass “El Centauro del Norte” aus dieser Ungerechtigkeit heraus entstand.
Text: Luis Gabriel Urquieta.
Übersetzung:Anne Sieberer