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„Fracking (Teil 1) – Energieboom in den USA“

1 Juni, 2013 Editorial
  • Panorama
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Disponible en: es

Fracking boomt in den USA und macht weltweit neue Energiereserven zugänglich. Brauchen die USA bald keine Energieimporte mehr? Und was heißt das für Mexiko und die Welt?

Seit Anfang der 1990er wurde in den USA begonnen per Fracking bis dahin unerreichbare Gas- und Ölvorkommen in Schiefergesteinen zu erschließen.

20 Jahre später ist von einer ‚Schiefer-‚Revolution‘ die Rede, die Nordamerika (im US-Jargon heißt das oft: USA und Kanada, nicht Mexiko) bis 2020 energie-autark machen könnte.

Fracking – wie funktioniert das?

Beim Fracking geht es darum mit v.a. horizontalen Bohrungen in Schiefergesteinen das dort festgesetzte Erdöl und v.a. Erdgas zu erschließen. Anders als bei der herkömmlichen Förderung von Öl und Gas ist das Verfahren relativ neu und kompliziert: es wird eine Mischung aus Wasser, Sand und eine Vielzahl von chemischen Substanzen unter Hochdruck ins Gestein gepumpt.

Verfahren von Fracking (Foto: sciencenews)

So wird der dort vorhandene Tonstein aufgebrochen und durch die Chemie verhindert, dass er sich schnell wieder schließt.

Es fehlen nach wie vor genauere Informationen zu technischen Details, vermutlich aus Furcht vor Imitation und Technologieraub.

Auch im Bezug auf Umweltschäden ist Fracking immer noch wenig erforscht.

Klar ist allerdings, dass die Technik mit großen Gefährdungen für die Umwelt in der Umgebung der Bohrlöcher einhergeht.

So können giftige Chemikalien ins Grundwasser gelangen, wie auch schwach radioaktive Substanzen zu Tage gefördert und Mini-Erdbeben verursacht werden.  

Besonders das Thema des Umweltschutzes wird in dem Film ‚Promised Land‘ mit Matt Damon (Kinostart in Deutschland: 13.06.2013) thematisiert.

Der Boom

In den USA hat der Widerstand (inklusive des Films) nicht viel am Wachstum des Fracking geändert.

Gemäß den Daten der US Energy Information Administration sind die  Industrie-Gaspreise seit Mitte 2008 von 13 US-Dollar (USD) im Vergleich zu Februar 2013 um gut 65% auf 4,54 USD/MCF gefallen.

Zwar geht ein Teil des Preisverfalles auf die schwächere Wirtschaftsentwicklung seit dem Krisenjahr 2008 zurück (der Energiekonsum insgesamt von 2008-2012 ist um 4% gesunken), aber eben nur ein (kleiner) Teil.

Im selben Zeitraum ist die Gasproduktion um gut 16% gestiegen, während die Schiefergas-Förderung von 2008-2011 mit fast 250% Zuwachs geradezu explodiert ist. Es ist von mehr als 100 Mrd. US-Dollar die Rede, die die 50 größten US-Energie-Unternehmen in den letzten sechs Jahre ins Fracking investiert haben.

Rechnet man da noch die Dritteffekte wie die Investitionen vom Zulieferbereich und Logistik, neue Jobs (die Rede ist von 600000 seit 2002 mit ihren Kaufkrafteffekten und die zusätzliche Steuereinnahmen dazu, bekommt man eine Idee vom Schiefer-Boom.

Das lässt sich auch konkret vor Ort in vielen US-Staaten (z.B. North Dakota, Ohio oder West Virginia) beobachten. Doch die Entwicklung hört hier nicht auf: durch die gefallenen Energiepreise wird vielerorts von einer ‚Renaissance‘ (frei übersetzt: ‚zweiter Frühling‘) der gesamten verarbeitenden US-Industrie gesprochen.

Der Film "Promised Land" setzt sich mit den Umweltsünden des Fracking auseinander

Der Film „Promised Land“ setzt sich mit den Umweltsünden des Fracking auseinander

Doch wie realistisch sind diese kühnen Annahmen? Nimmt man den Schiefer-Boom genauer unter die Lupe, dann muss an mindestens zwei entscheidenden Punkten relativiert werden: dem aktuellen Preisniveau und bei den vermuteten Vorkommen an Schiefergas und -öl.

Die kritischen Punkte

Der erste Punkt sollte einem versierten Ökonomen oder Kaufmann sofort ins Auge stechen: bei 65% Preisrückgang innerhalb von 5 Jahren steht natürlich die Wirtschaftlichkeit in Frage.

Das heißt konkret: die aufwendige Förderung kostet mehr als die Verkaufserlöse oder sie bringt zumindest nicht genug Gewinn, damit sich der Aufwand lohnen würde.

Diese Frage geht einher mit dem  vorhandenen Überangebot an Erdgas, das durch den oben beschriebenen Boom entstanden ist. Dies hat neben einfachen Gesetzen der Marktwirtschaft auch mit den (US-)Finanzmärkten und dem Einfluss der Massenpsychologie zu tun.

Dies bestätigen Insider in internen Dokumenten, die die New York Times im Juni 2011 veröffentlichte. „Das Geld strömt nur so herein“,  obwohl Schiefergas „an sich unprofitabel“ und das ganze „an die Internetblase erinnert“, schrieb etwa ein Analyst eines US-Vermögensverwalters in einer Mail im Februar 2011. 

Der andere (vielleicht noch wichtigere) Punkt ist die Frage nach den Vorkommen von Schiefer-Gas und -Öl.

Nachdem u.a. Präsident Obama mit genug Gas ‚für fast hundert Jahre‘ frohlockte, wurden die vormaligen Schätzungen von der weltweit anerkannten Internationalen Energieagentur (IEA) schon im Januar 2012 deutlich nach unten korrigiert: 42% weniger förderbare US-Schiefergasvorkommen als zuvor angenommen.

Beim Schieferöl ist von solchen Zeitspannen kaum zu träumen. Dort kommt der Höhepunkt ca. 2020, danach geht es abwärts mit den Fördermengen. Und auch diese Daten stehen allesamt unter Vorbehalt, denn die Schätzungen sind laut IEA weiterhin „höchst unsicher“.

Aber eventuelle Korrekturen (der Schätzungen) könnten natürlich auch nach oben gehen, besonders mithilfe neuer Technologien, wie jetzt gerade bei Fracking. Dies deutet auf einen fast genauso wichtigen Punkt hin – der Zugang zu den Ressourcen.

Denn Hand in Hand mit der o.g. Frage zur Wirtschaftlichkeit: je schwieriger das Gas bzw. Öl zu erschließen ist, desto teurer wird die Förderung, was die Gewinne drückt und die Preise steigen lässt. Genau die Faktoren, die die ‚Schiefer-Revolution‘ schnell wieder beenden können.

Weltweit veranstalten Umweltschutzorganisationen Anti-Fracking-Campagnen (Foto: guardian.co.uk)

Weltweit veranstalten Umweltschutzorganisationen Anti-Fracking-Campagnen (Foto: guardian.co.uk)

Nach diesen Relativierungen bleiben also weiterhin Fragezeichen: wie wird sich das aktuelle Preisniveau entwickeln? Was bringen die nächsten Schätzungen zu den Vorkommen? 

Realistische Perspektiven

Trotzdem lassen sich allgemeine Aussagen treffen: Beim Schieferöl die Vorkommen aktuell den Importdurst der USA nach Erdöl zu lindern, spielen aber langfristig keine allzu entscheidende Rolle.

Das heißt auch: energieunabhängig werden die USA auf absehbare Zeit wohl nicht. Aber unabhängiger, besonders im Zusammenspiel mit dem Schiefergas. Denn hier scheint das Fracking auch langfristig durchaus eine große Rolle spielen zu können.

Man kann davon ausgehen, dass sich die Preise für Erdgas wieder nach oben korrigieren (seit April 2012 gibt es einen leichten Aufwärtstrend), so dass sich das Fracking aus wirtschaftlich Sicht lohnt.

Laut dem Energiegiganten Chevron liegt die Schwelle dafuer bei 6-7 USD/MCF. Auch ist es unwahrscheinlich, dass die Schätzungen zu den Vorkommen sich nochmals so radikal verringern wie oben genannt.

Selbst mit einem pessimistischen Szenario bleiben den USA voraussichtlich noch 20-40 Jahre, in denen sie über relativ günstiges Erdgas verfügen. Ob das alleine ausreicht für eine neue Blütezeit der US-Industrie, ist umstritten.

Sicher ist, dass die niedrigen Gaspreise (ca. 2-4 USD/MCF) einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten in Europa (ca. 10 USD/MCF) und Asien (zwischen 13-18 USD/MCF) darstellen.

Die Preise regen zudem die US-Nachfrage an (siehe oben), auch weil die Konsumenten mehr Geld für andere Ausgaben zur Verfügung haben.

Doch der wirklich große Coup bestünde darin, langfristig Erdöl durch Erdgas zu ersetzen. Hierfür wären aber enorme Investitionen von Nöten, z.B. im Verkehrssektor.

Bei LKWs aber gibt es z.B. schon erste Prognosen in diese Richtungen: bis 2019 sollen in den USA eine Million Erdgas-LKWs mehr als heute auf die Straße. Und solchen Schritten könnten weitere Folgen. Dies deutet schon in die Richtung der weiteren Diskussion: welche Auswirkungen hat die US-‚Gas-Bonanza‘ auf Mexiko und die Weltwirtschaft? 

Bohrungen zu den Schiefersteinebenen (Foto: entrepreneur.com)

Bohrungen zu den Schiefersteinebenen
(Foto: entrepreneur.com)

Die Bedeutung von Schiefergas für Mexiko und die Welt

Für Mexiko ist die wirtschaftliche Situation seines Nachbarn im Norden seit jeher von großer Bedeutung. Dies liegt zum einen an den engen Verflechtungen beider Länder.

Und der US-Energiesektor hat hierbei für Mexikos die größte Bedeutung. Schließlich gehen mit 50 Mrd. USD (2011) fast sämtliche Exporte des staatlichen Ölgiganten Pemex in die USA. Andererseits importiert Mexiko immer mehr Erdgas.

Denn in Mexiko hält die Gasförderung der ‚emerging economy‚ nicht Schritt mit dem rasant steigenden Energiebedarf besonders für seine wachsende verarbeitende Industrie.

Grund genug also das Thema Fracking und seine Auswirkungen auf Mexiko zu vertiefen.

Aber wie sieht es eigentlich mit Schiefer-Vorkommen in Mexiko und der Welt aus? Stehen auch andere Länder vor einer ‚Schiefer-Revolution‘? Und was bedeutet das für Erneuerbare Energien und das Weltklima?

Diese und weitere Fragen klärt der zweite Teil.

siehe Teil 2: (Klick hier)

Text: Wilhelm Spanknebel

 

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