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„Fracking (Teil 2) – Energieboom auch in Mexiko?“

12 Mai, 2014 Editorial
  • Panorama
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Disponible en: es

Mexikos Schiefergasreserven sind beachtlich. Werden sie mit der neuen Energiereform bald ausgebeutet? Gibt es Alternativen?

siehe Teil 1: (Klick hier)

Der im ersten Teil beschriebene Energieboom in den USA hat natürlich Auswirkungen auf den Weltmarkt, insbesondere auf seinen Nachbarn im Süden.

Nicht nur sind die USA unangefochten der größte Handelspartner Mexikos (ca. 80% der mex. Exporte und 50% der Importe).

Fast alle Exporte des staatlichen Ölkonzerns Pemex gehen in die USA, während Mexiko quasi „auf dem Rueckweg“ raffiniertes Erdöl und seit kürzerem immer mehr Erdgas (v.a. aus Texas) bezieht, v.a. für seine wachsende (verarbeitende) Industrie.

Allein im Jahr 2012 stiegen die US-Gasimporte nach Mexiko um 24% und erreichten im Laufe des letzten Jahres 2013 immer neue Rekordhöhen.

Und es wird erwartet, dass sich die Gasimporte aufgrund geplanter Pipeline-Projekte nochmals deutlich erweitern in den kommenden Jahren.

Das Schiefergas hat hier entscheidenden, wenn auch einen indirekten Anteil. Denn der Frackingboom in den USA hat einen Preissturz beim Erdgas allgemein ausgelöst.

Entsprechend günstiger ist für Mexiko der Import von herkömmlichen Erdgas. Im Bezug auf den direkten Import von Schiefergas jedoch halten sich beide Seiten auffällig bedeckt.

Von Seiten der USA, weil Schiefergas-Exporte nachwievor von staatlicher Seite genehmigt werden müssen, um das Preisniveau weiterhin möglichst niedrig zu halten.

Auf der anderen Seite des Rio Bravo, stehen Pemex und der staatliche Stromkonzern CFE (Comisón Federal de Electricidad) vor Veränderungen, die im Zusammenhang mit der Ende 2013 beschlossenen Energiereform der Regierung Enrique Peña Nieto (EPN) stehen.

Konstruktion einer neuen Gasleitung
(Foto: rumbochihuahua.com)

Energiereform und Schiefergas in Mexiko

Öl und Gas in staatlicher Hand sind seit der Verstaatlichung der Industrie unter Lázaro Cárdenas (1938) für viele Mexikaner ein Ausdruck von nationaler Souveränität und mexikanischem Nationalstolz.

Entsprechend wichtig war das Thema im Präsidentschaftswahlkampf 2012 und auch die Reformumsetzung gestaltete sich aufgrund der notwendigen Verfassungsänderungen kompliziert.

Im Dezember 2013 wurde die von EPN vorgeschlagene Energiereform vom Senat schließlich bestätigt und kurze Zeit später rechtswirksam.

Damit hat die Reform sein größtes Hindernis genommen, nämlich die Verfassungsänderungen und die Organisation der dafür notwendigen Mehrheiten. Dies wurde v.a. wegen der umstrittensten Reformbestandteile notwendig, insbesondere die Öffnung der Öl- und Gasförderung (sowie Raffinierung und Vertrieb) für private Investoren.

Es steht allerdings noch die Sekundärgesetzgebung aus, die „Fleisch auf das Gerippe“ der Reform bringen soll.

Ohne in die komplexe Diskussion der Energiereform einzusteigen, soll an dieser Stelle der Blick auf das Fracking und besonders auf Schiefergas gelegt werden.

Die Tendenz der Reform geht klar in Richtung Öffnung des Energiesektors für private und ausländische Unternehmen. Dies ist im Bereich Schieferöl und -gas von großer Bedeutung.

Zwar gibt es von Seiten PEMEX‘ und neuerdings des mexikanischen Energieministeriums vereinzelte Fracking-Aktivitäten (besonders im Bereich Erkundung). Aber ohne US-KnowHow (und ggf. -Kapital) ist die großflächigere Ausbeutung von Mexikos Schiefer-Reserven auf absehbare Zeit unwahrscheinlich.

Denn der größere Teil dieser durchaus stattlichen Reserven (geschätzt die sechstgrößten Schiefergasvorkommen der Welt, konzentriert im Osten und Nordosten des Landes) ist schwerer zugänglich.

Diese Daten können ergänzt werden mit den (vermutlichen) Absichten der Regierung bzw. der PRI als Präsidentenpartei. Obwohl in Mexiko politische Pläne oftmals weniger klar thematisiert werden als z.B. in Deutschland (besonders bei der heiklen Umstrukturierung des mex. Energiesektors), kann man von einem großen Interesse der Regierung an weitergehender Schiefergas-Ausbeutung ausgehen. Dies vermuten auch verschiedene Experten.

Steht Mexiko also ebenfalls kurz vor einem Fracking-Boom?

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Funktionierende Fracking-Anlage
(Foto: wikipedia.org)

Fracking-Boom in Mexiko?

Dem steht zunächst einmal auch in Mexiko das ökonomische Grundgesetz von Angebot und Nachfrage im Weg (siehe Teil 1), oder in anderen Worten: der niedrige US-Gaspreis.

Zwar ist der Gaspreis in Teilen Mexikos höher als in den USA, aber ob das Gas aus dem Süden Texas‘ oder (theoretisch) z.B. aus Tamaulipas‘ Cuenca de Burgos kommt, ist wirtschaftlich (d.h. für den mex. Gaspreis) fast dasselbe.

Und wie oben schon erläutert führt der US-Gaspreis zu immer neuen Rekordmarken bei den Gasimporten aus den USA wie auch neuen Pipelines.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich (derzeit) die großen Investitionen in das Fracking aufgrund fehlender Gewinnmargen einfach nicht lohnen würden.

Ein anderer kritischer Punkt ist die Sicherheitslage in den mex. Bundesstaaten – u.a. Tamaulipas, Nuevo León und Veracruz – mit den höchsten Schieferreserven, die zu den schlechtesten im ganzen Land gehört.

Weitere Fragezeichen werfen fehlende Technologie, Infrastruktur und weitere zentrale Themen (wie z.B. Wasservorkommen) auf. Zwar könnten einige dieser letzteren strukturellen Hindernisse (besonders im Bereich Technologie) theoretisch von US-Energieunternehmen überwunden werden.

Aber die offenen Fragen z.B. zur fehlenden Infrastruktur und – noch zentraler – wer die Teils gewaltigen Investitionen finanziert (und damit das Risiko trägt), bleiben auch mit US-KnowHow noch unbeantwortet.

Einem kundigen Mexikaner sollten sich an dieser Stelle die Nackenhaare aufstellen, denn mit PEMEX hat Mexiko einen undurchsichtigen, staatlichen Petro-Giganten, wie geschaffen für dieses fehlende Puzzleteil.

Im Worst-Case würde PEMEX (und damit der mexikanische Staat und seine Bürger) das absolute Gros von Investitionen und Risiko tragen, während die involvierten US-Unternehmen im Erfolgsfall satte Gewinne einstreichen, mit deutlich weniger oder fast ohne Risiko.

Aber ist die Förderung von Schiefergas und -öl mittels Fracking für Mexiko überhaupt erstrebenswert?

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Konsequenzen des Fracking
(Foto: notiultimas.com)

Auswirkung und Alternativen zum Fracking in Mexiko

Welche Auswirkungen großflächiges Fracking für Mexiko und besonders die betroffenen Regionen hätte, ist schwer abzusehen.

Es bliebe zu befürchten, dass in Mexiko ökologische Folgen wie auch Land- und Rechtsfragen ohne größeres Zögern übergangen werden würden, viell. sogar noch rigoroser als in den USA aufgrund eines (in weiten Teilen) fehlendem Rechtsstaats.

Weitläufiges Fracking muss für Mexiko solange Tabu bleiben, bis einerseits die ökologischen Auswirkungen der umstrittenen Technologie besser erforscht sind (und ggf. akzeptabel erscheinen), wie auch rechtliche (Land-)Fragen geklärt sind.

Zudem müssen dann auch die ökonomischen Rahmenbedingungen interessant genug sein. D.h. der Gaspreis müsste soweit steigen (bzw. die Investitionen soweit sinken), dass die eventuelle Förderung so lukrativ wird, dass private mexikanische und US-Energieunternehmen das volle Risiko für Erkundung und Förderung zu tragen bereit sind.

Eine bessere Alternative sind Erneuerbare Energien (EE), für deren Ausbau und Betrieb Mexiko eine der besten Potentiale weltweit hat.

Die entsprechenden Technologien werden mit den aktuell zunehmenden Effizienzsteigerungen stetig interessanter und profitabler und umgehen sowohl die beim Fracking kritischen ökologischen wie auch (bei dezentraler Installationen) rechtlichen Probleme, genauso wie andere o.g. Strukturprobleme.

Zwar bedürfen auch Erneuerbare Energien größerer Investitionen in Infrastruktur zur Speicherung und Verteilung der Energie, aber zum einen sind „Erneuerbare“ unerschöpfliche und extrem langfristige Energiequellen bzw. Investitionen.

Und zum anderen können viele der EE-Einheiten dezentral installiert werden (auf individueller Ebene v.a. Warmwassererhitzer und Solarpanels, auf größerer Ebene als kommunale Klein-Kraftwerke), was aufgrund kürzerer Wege effizienter und weniger Krisenanfällig ist.

Derselbe Fokus auf dezentrale Versorgung würde (anders als bei herkömmlicher Öl-/Gasförderung oder Fracking) gleichzeitig auch für wirtschaftliche Impulse selbst in den entlegensten und marginalisiertesten Regionen des Landes sorgen.

Dafür bedarf es auf individueller Ebene staatlicher Anreizsysteme (wie z.B. in Deutschland), um den kritischen „tipping point“ zu erreichen, nach dem eine Technologie zum Selbstläufer wird.

Im Fall von Warmwassererhitzern, die in Mexiko fantastische Amortisationszeiten haben, liegt das Problem wohl eher im (massen-)psychologischen Bereich.

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Fotovoltaik-Anlage in Deutschland
(Foto: fotocommunity.de)

Für Investitionen in dezentrale Solar-, Thermo-, Wind- und Wasserkraftwerke stünde die CFE zusammen mit der Politik in der Pflicht ein schlüssiges Gesamtkonzept vorzulegen.

Mexiko könnte sich mit einem solchen Konzept und seiner konsequenten Umsetzung in weniger als einem Jahrzehnt an die Weltspitze in dieser wohl wichtigsten Zukunftstechnologie überhaupt katapultieren.

Zwar sieht die o.g. Energiereform auch Anreize für den EE-Bereich vor, u.a. mit (den international weitgehend gescheiterten) Co2-Zertifikaten. Aber statt effektiver Förderung oder gar der großen Vision mit einem ganzheitlichen Konzept, kann man auch bei dieser Reform von bloßen Lippenbekenntnissen der mexikanischen Regierung ausgehen.

Doch wie sieht es mit Schieferreserven und Fracking in anderen Ländern aus? Welche politischen und geostrategischen Auswirkungen hat der US-Frackingboom weltweit? Diese und weitere Fragen klärt der dritte Teil.

siehe Teil 1: (Klicken hier)

Text:Wilhelm Spanknebel

Disponible en: es

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